Die Initiative zur Gründung des Kindergartens „Sonnentor“ entstand im Herbst 1989. Aus dem Gründerkreis der Johannesschule in Bonn, einer anthroposophisch-heilpädagogischen Schule, fand sich ein kleiner Kreis von Eltern und Förderern mit dem Anliegen zusammen, den zukünftigen Schülern der Johannesschule auch schon im Vorschulalter eine adäquate Förderung zukommen zu lassen. So entstand der Gedanke zur Gründung eines heilpädagogischen Waldorfkindergartens. Im Zuge der Vorbereitungen wandelte sich der rein heilpädagogische Impuls hin zur Begründung eines integrativen Kindergartens.
Seit der Entstehung des Kindergartens hat sich vieles verändert. Das betrifft nicht nur die Zusammensetzung von Elternschaft und Kollegium, sondern auch das gesamte Umfeld. Beispielsweise entwickelt sich die Gen- und Computertechnologie schneller als je zuvor und verändert unsere Umwelt innerhalb weniger Jahre stärker, als es die Evolution in Tausenden von Jahren vermocht hat. Dies verändert unseren Lebensstil und beschleunigt unseren Lebensrhythmus enorm.
Eltern erleben, selbst eingespannt in die Anforderungen von Beruf, Familie, Freizeit, dass sie immer weniger Zeit für ihre Kinder finden. So sind Kinder mehr und mehr selbst konfrontiert mit technischen Errungenschaften wie Fernsehen, Computerspielen, Gameboy u.ä. und dem damit einhergehenden schnellen Wechsel von Eindrücken.
Kindheit ist im Wandel, die Entwicklungsmöglichkeiten, die unsere Umwelt den Kindern bietet, haben sie verändert und so haben sich auch die Kinder selbst mit ihren Fähigkeiten und Schwierigkeiten verändert. Immer mehr treffen wir auf Kinder deren Wahrnehmungsprozesse beeinträchtigt sind. Wir sprechen dann von verhaltensauffälligen oder erziehungsschwierigen Kindern, von Kindern mit Lern- und Konzentrationsstörungen.
Es kann nicht das Anliegen eines Waldorfkindergartens sein, technische Errungenschaften oder die Schnelllebigkeit unserer Zeit zu kritisieren. Aber wir betrachten es als unsere Aufgabe einen Raum zu schaffen, in dem Kinder auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene, sich gesund entwickeln können, gerade damit sie später in der Lage sind, den Anforderungen einer veränderten Umwelt gerecht zu werden, und als kreative Menschen den Mut und die Kraft haben, den technischen Fortschritt mit Herz und Hand zu lenken.
Zielsetzung
Ein wichtiges Ziel unserer Kindertagesstätte ist das selbstverständliche „Miteinander leben“ von behinderten und nicht behinderten Kindern. In einem Lebensalter, in dem es für Kinder noch keine Vorurteile und Bewertungen gibt, sollen sie die Möglichkeit bekommen
· einander wahrzunehmen, in die Lebenswelt des anderen einzutauchen und so seine Bedürfnisse und Fähigkeiten zu erkennen und den Umgang damit zu üben
· voneinander zu lernen im motorischen, sprachlichen, emotionalen, kreativen, kognitiven und sozialen Bereich
Über das gemeinsame Lernen hinaus soll selbstverständlich jedes Kind seinen individuellen Möglichkeiten entsprechend gefördert werden.
Pädagogischer Ansatz
Da unser Kindergarten einen gemeinsamen Lebensraum für behinderte und nicht behinderte Kinder bildet, durchdringen sich in unserer Arbeit Elemente aus der Waldorfpädagogik mit Elementen aus der anthroposophischen Heilpädagogik.
Rhythmus
Grundlegendes Element beider Ansätze ist die rhythmische Gestaltung des gesamten Geschehens im Kindergarten. In der anthroposophischen Menschenkunde wird der Ätherleib, oder auch Lebensleib, als dasjenige Wesensglied betrachtet, in welchem aufbauende und gesundende Kräfte liegen. Dieser Ätherleib steht in unmittelbarer Verbindung sowohl zu den Rhythmen innerhalb unseres Leibes (Puls, Atmung, abwechselnde Aktivität und Passivität der Organprozesse) als auch zu den Rhythmen außerhalb unseres Leibes (Tag-, Nacht-, Wochen-, Monats- und Jahresrhythmus). So gehen wir davon aus, dass alles, was rhythmisch auf den Menschen Einfluss nimmt, kräftigend auf den Ätherleib wirkt und somit positiv auf Gesundheit und Entwicklung des Kindes.
Darüber hinaus vermittelt die Ausbildung von festen Gewohnheiten, von täglich wiederkehrenden Handlungen, den Kindern Lebenssicherheit und Orientierung und stärkt ihren Willen.
Aus diesen Gründen gestalten wir das Leben im Kindergarten nach Möglichkeit in Anlehnung an den Jahresrhythmus der Natur, in dem wir z.B. bewusst bestimmte Jahresfeste feiern und Veränderungen in der Natur wahrnehmen. Wir gestalten den Wochenrhythmus anhand von wiederkehrenden Tätigkeiten, wie z.B. malen, kneten, Brötchen backen und Eurythmie.
Gleichermaßen legen wir Wert auf einen rhythmisch gegliederten Tagesablauf: Zeiten, in denen die Kinder ihren eigenen Spielimpulsen nachgehen, wechseln sich ab mit solchen, in denen der/die Erzieher/in das Geschehen gestaltet und führt.