Der Tagesablauf beginnt mit dem Freispiel. Die Phantasie der Kinder bestimmt das Spielgeschehen. Die Kinder haben etwas erlebt und benutzen die freie Spielzeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Durch ihre Sinne lernen die Kinder, die sie umgebende Welt kennen und verinnerlichen diese durch ihre Nachahmung (Gedächtnisbildung).
Ein Beispiel: Markus kann nicht gehen, er liegt auf dem Bauch und zieht sich mit den Ellenbogen vorwärts. Anna legt sich neben ihn und „läuft“ mit ihm um die Wette. Anna hat einen Weg gefunden, Markus zu verstehen, mit ihm in Kontakt zu treten und zu kommunizieren.
Ein weiteres Beispiel: Daniel und Michael haben sich aus Bauelementen eine Kugelbahn gebaut. Simon, ein in seiner Entwicklung verzögertes Kind, möchte auch mitbauen. Doch Daniel und Michael beklagen sich: „Simon schubst immer alles um!“ Die Erzieherin greift ein und macht einen Vorschlag. Daniel und Michael übernehmen den Aufbau, Simon darf dann die Kugeln oben einlegen. Die Kinder sind zufrieden. Sie haben einen Weg gefunden, zu dritt so zu spielen, dass sich jeder mit seinen Fähigkeiten einbringen kann.
Beim Umgang miteinander spielt das Vorbild des Erwachsenen eine entscheidende Rolle. Die Erzieher gestalten eine fröhliche und entspannte, aber aktive Atmosphäre. Ihre eigene innere Aktivität (Beobachten der Kinder, deren Verhalten wahrnehmen und verstehen) sowie ihre äußere Tätigkeit (hauswirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten) geben den Kindern Halt und Orientierung und regen sie zum Spielen an.
Gemeinsame Aktivitäten wie beispielsweise das wöchentliche Backen, das Wasserfarbenmalen oder das Säen der Ostergrasschale im Frühjahr, stärken das Gruppengefüge. Die Kinder erleben, dass sie alle, ungeachtet ihrer Schwächen und Stärken, mit einbezogen werden können und jeder seinen Teil zum Gelingen des Ganzen beiträgt.
Spielmaterial
Für die Auswahl des Spielmaterials in unserem Kindergarten gelten folgende Kriterien:
Es soll so frei lassend wie möglich sein, um den Kindern ausreichend Raum für ihre eigene Phantasietätigkeit zu lassen und gleichzeitig so ausgeformt wie nötig, um auch sinnesschwächeren Kindern genügend Anregungen und Reize zu geben, damit diese in ihr eigenes Spiel finden können.
Darüber hinaus sollen die gewählten Materialien der Pflege, insbesondere der grundlegenden Sinne (Gleichgewichtssinn, Tastsinn, Lebenssinn, Eigenbewegungssinn), dienen. D.h. wir legen Wert auf Naturmaterialien in unterschiedlichen Qualitäten, Formen und Farben. Es finden sich in unserem Kindergarten Steine, Zapfen, Muscheln, Kerne und Kastanien. In der Bauecke stehen Holzbauklötze, Bausäcke mit verschiedener Füllung sowie farbige Tücher und anderes zur Verfügung.
Es gibt aber auch Stricktiere und Puppen, Fellchen und Kissen zum Einkuscheln. Selbst eine Werkbank mit Werkzeug steht bereit, an der die Kinder ihre fein- und grobmotorische Geschicklichkeit erüben und phantasievolle Gebilde herstellen können.